Die erschütternde Nachricht ging wie ein Lauffeuer durch die Stadt, doch die Pfarrer weigerten sich, die Glocken zu läuten …

war ja schließlich ein jüdisch geborener Sozialist, jahrelang Redakteur der #Vorwärts, zuerst noch in #Nürnberg, der damals wichtigsten Zeitung der , die ihm dann endlich noch ein „würdiges“ Denkmal schaffen ließ, nachdem die Stadt sich jahrzehntelang um das Gedenken drückte.

Zuerst hatte es an der Stelle der Ermordung von Kurt Eisner noch ein unsichtbares Denkmal unter dem Pflaster gegeben, dann eine Metallplatte am Promendadeplatz neben den Strßenbahnschienen, bis ein Bodendenkmal geschaffen wurde … wo seit vielen Jahren an die Ermordung des gewaltfreien Ausrufer des Freistaat Bayern erinnert wird, ausgerechnet in der #Faulhaber-Straße, die damals noch Promenadenstraße hieß, nicht nach dem ängstlich verstörten Kardinal und Hofkaplan benannt, der gemeint hatte: Es muss Blut fließen, bis wieder eine Ordnung kommt!“ 

KurtEisner_20250221_Muenchen

So schrieb er es auch in seinem Tagebuch, so sprach er wohl auch zu seinen Burschenschaftern bei der Rhaetia, von denen der junge Jurastudent Anton Arco es sich zu Herzen genommen hatte, mit anderen verhetzten „Informationen“, die er aufschrieb: „Er ist Bolschewist, Jude, kein Deutscher,  …“ was alles nicht wirklich stimmte: Aber Sozialisten waren in der rechten Propaganda mit der russischen Revolution gleichgesetzt, jüdisch nicht als Religion, sondern als Rasse gedacht, und die reaktionäre Presse hatte geschrieben, er hieße in Wirklichkeit Kosmanowski und wäre „Ostjude“, wie viele aus Polen und Russland vor den judenfeindlichen Pogromen geflohene arme Migranten.

Anton Arco selbst hatte einen ursprünglich jüdischen Großvater mütterlichseits, was dem jungen Offizier wohl die Mitgliedschaft in fanatisch rassistisch rechten Kreisen unmöglich machte, aber in seinen adeligen Offizeirs-Kreisen war die Revolution ein Feind: Kurt Eisner hatte die Adels-Vorrechte abgeschafft, zu denen auch der Offiziers-Rang gehört hatte.

Kurt Eisner aus der Haft entlassen – der Beginn der Revolution

http://raete-muenchen.de/kurteisner-aus-der-haft-entlassen (Oktober 1918 als Abgeordneter für den Reichstagswahlkampf) Singen am _20250221_ mit KurtEisner

Vor gut 100 Jahren herrschte in München Hunger bei den Armen, der König bei den Adeligen, den Bankern, den Reichen und den Oberen der Kirchen. 1% der Bevölkerung besitzt bis heute 2/3 des Vermögens. Woran war die Revolution am 7. November 1918 im Endeffekt gescheitert?

Die Besitzenden hatten eine hetzende Presse und die Hirtenbriefe des Kardinal Faulhaber von allen Kanzeln, der dann 1919 massiv die Frauen mobilisieren konnte, gegen die Sozialisten, die das Frauenwahlrecht eingeführt hatten. Die Angriffe auf und die Niederschlagung der Räte-Regierungen ist erstmals zeitnah mit vielen neuen Quellen auch in der Öffentlichkeit nach zu verfolgen.

Kurt Eisner wird aus der Haft entlassen

München-Obergiesing * Abends, um 20:30 Uhr, kann Kurt Eisner die Haftanstalt Stadelheim verlassen.Er wird auf Entscheidung des 1. Senats des Reichsgerichts Leipzig entlassen, damit er an der am 17. Nov. stattfindenden Reichstagswahl teilnehmen kann. Und das, obwohl sich der Oberreichsanwalt gegen die Entlassung ausgesprochen hatte. In der Begründung zu diesem Gerichtsbeschluss wird aufgeführt, dass eine Fluchtgefahr ausgeschlossen sei und eine Verdunkelungsgefahr nicht besteht.

Während im Landtag am 7. Mai 2017 der 150. Geburtstag von Kurt Eisner gefeiert wird (nur von der SPD, die Reaktion hält ihn immer noch für einen anti-monarchistischen Teufel) und eine Ausstellung im Stadtmuseum München an seine literarische Arbeit erinnert, sammelt ein Buch die Steckbriefe der Genossinnen:

Cornelia Naumann und Günther Gerstenberg (Hg.) Steckbriefe: Kurt Eisner& Genossen – Gegen Eisner, Kurt u. Genossen wegen Landesverrats. Ein Lesebuch über Münchner Revolutionärinnen und Revolutionäre im Januar 1918, edition av, 24,90 EuroFaulhaberstraße _20250221_ Eisnermord

Bevor sie den König davonjagten, traten sie in den Streik: Rund 8.000 Arbeiter der Rüstungsindustrie und Arbeiterinnen der Munitionswerke hatten Ende Januar 1918 die Nase voll vom Gemetzel an der Front, vom „Burgfrieden“ der SPD, von weiteren Kriegsanleihen, von leeren Versprechungen. Sie streikten für Frieden und Volksherrschaft.

Aber dafür mussten sie zunächst teuer bezahlen. Den Behörden gelang es, die führenden Köpfe des Ausstands festzunehmen, ihn damit in „ruhigere Bahnen“ zu lenken und ihn schließlich zu beenden. Das Morden an den Fronten konnte weiter gehen. Im Berliner Bundesarchiv befinden sich die Akten, die die Bespitzelung, Festnahmen und daran anschließenden Verhöre der Streikaktivistinnen und -aktivisten dokumentieren.

… und da gäbe es noch die notwendige Erinnerung an die mutige Mitstreiterin Sarah Sonja Lerch, geborene Rabinowitz, die im Gefängnis Stadelheim in der Haft erhängt aufgefunden wurde.

aus der Geschichte lernen?

1922 – vor 100 Jahren ist München wieder ganz im Griff von Adel, Banken, Kirchen und Militär, produziert weiter Waffen, wie durch die Kriegszeit, die Revolutionäre sind erschlagen, erschossen im Knast oder auf der Flucht, die bürgerliche Ordnung ist wieder hergestellt.

Die Gewerkschaften hatten mit den Arbeitgeber-Verbänden den acht-Stunden-Tag und Betriebsräte ausgehandelt, damit sie sich von den Arbeiterräten abwenden.

Die Arbeitgeber-Verbände hatten für 500 Mio Goldmark einen Anti-Bolschewisten-Fonds beschlossen, aus dessen Mittel die Mörder von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg bezahlt wurden, wohl auch die enormen Sold-Zahlungen für die Freikorps und ihre reaktionären Führer, bis zu den geheimen Waffendepots der bayrischen Trachten- und Schützenvereine in Klöstern und Feuerwehrhäusern.

Die erste große Revolution 1848 der bürgerlichen Studierenden wurde kaiserlich niedergeschossen, nur in der Schweiz setzte sich der Gedanke der direkten Demokratie länger fort … der Untertanengeist siegte hierzulande. Die Geschichte der Bauernaufstände und Bürger-Parlamente wie in Braunau wurde zensiert.

Revolutionswerkstätteneisnerdenkmal _20250221_Stadtmuseum

In München hatten die Faschisten die Geschichte in ihrer Weise geschrieben und im Postfaschismus waren die gleichen Lehrenden, Juristen, Mediziner, Pfarrer, Polizisten, Richter, etliche Zeitungsleute wieder auf dem gleichen Posten, betrieben Kommunisten-, Schwulen- und „Zigeuner“-Verfolgung, auch Geschichts-Wissenschaft von damals.

Geschichtswerkstätten lösten erste Knoten: Inzwischen mehrere Revolutionswerkstätten, die jene Geschichte auf neu recherchierten Grundlagen neu erzählen übten, so dass etliche kompetent Forschende und Berichtende die Geschichte der Revolution und Räterepubliken neu erzählen …

Wenn die Linke heute lernen würde, was ihre solidarisch verbundenen Bewegungen sind, statt auf personelle Karrieren und Standpunkte zu setzen – aber das haben auch die Grünen vergessen, seit sie Krieg führen mussten …

Wir haben Jahrzehnte gelernt, dass schon das Ansprechen von Kapitalismus und Konkurrenz- Wirtschaft als Neid und Staats- Sozialismus abgetan wird. Auch in den „Öffentlich-rechtlichen“ Medien und Schulen: Als „Kultur des Schweigens“ bei Paulo Freire benannt!

„Die Methode von Paulo Freire ist kein Lehrvorschlag, sondern ein politisches Manifest von Anfang bis Ende“.